Die Videobewerbung auf dem Vormarsch
Wenn Sie innerhalb der vergangenen zwei Jahre Ihren Job gewechselt haben, haben Sie vielleicht schon Bekanntschaft mit einem neuen Tool des Bewerbungsprozesses gemacht – der Videobewerbung. Nein? Dann stellen wir sie Ihnen gerne kurz vor.
Im Zuge der voranschreitenden Automatisierung des Bewerbungsprozesses spielt diese Form der Bewerbung zunehmend eine Rolle. Vor allem internationale Unternehmen setzen in einer Zeit, in der virtuelle Zusammenarbeit ein Standard sein wird, auf
Remote-Recruiting. Die Videobewerbung ist ein wertvolles Tool dafür. Aber wie funktioniert sie überhaupt?
Videobewerbung einfach erklärt
Typischerweise wird die Videobewerbung als zweiter Schritt in einem Bewerbungsprozess eingesetzt – also nachdem Anschreiben und Lebenslauf bereits gesichtet wurden. So können offensichtlich ungeeignete Bewerber*innen schon bei der Begutachtung des Lebenslaufes aussortiert werden. Das spart Zeit, denn (je nach Anzahl der Fragen und Länge der Videos) nimmt die Begutachtung jeder Videobewerbung einige Minuten Zeit in Anspruch. Meist erhalten die Kandidat*innen, wenn sie den ersten Schritt der Bewerbung erfolgreich durchlaufen haben, per Mail eine Einladung mit der Instruktion drei kurze Videos aufzunehmen, in denen sie zuvor vom Unternehmen festgelegte Fragen beantworten.
Anbieter wie zum Beispiel
Talentcube stellen aber alternativ auch eine ganze Software zur Verfügung, mit der sich die Videobewerbung noch besser in einen automatisierten Prozess eingliedert.
Wenn die Videobewerbung im zweiten Schritt des Auswahlprozesses eingesetzt wird, kann sie zum Beispiel ein erstes persönliches Interview ersetzen. Dies hat Vor- und Nachteile für Unternehmen und auch für die Bewerber*innen.
Vor- und Nachteile einer Videobewerbung
So profitieren eher extrovertierte, selbstsichere und rhetorisch begabte Menschen von der Videobewerbung, während introvertierte, ruhige Personen schon von dem Format abgeschreckt werden und ihre Bewerbung eventuell abbrechen. Das gilt ebenfalls für ausländische Bewerber*innen, welche die Sprache noch nicht perfekt beherrschen, aber in einem persönlichen Gespräch mit anderen Qualifikationen hervorstechen können.
Auf der anderen Seite sagt ein Video mehr aus als ein Bild – auch in den sozialen Medien kann der Trend vom Bild hin zum Video anhand von Plattformen wie TikTok und Instagram beobachtet werden. Mit einem Bewerbungsvideo können sich Recruiter*innen rasch einen Eindruck verschaffen. Passt der/die Kandidat*in von der Persönlichkeit her zum Unternehmen? Geht die Person professionell vor? Weiß der/die Bewerber*in sich auszudrücken? Denn schon die Art und Weise wie Personen auf die Fragen antworten, sagt viel über sie aus.
Die Videobewerbung als fester Schritt im Bewerbungsprozess ist auf dem Vormarsch, hat aber traditionelle Bewerbungen mit Anschreiben, Lebenslauf und Interview noch nicht als Standard verdrängt. Aber auch wenn Sie sich auf einen Job bewerben, bei dem das Bewerbungsvideo noch nicht eingesetzt wird, können Sie mit einem initiativen Video überraschen.
Die initiative Videobewerbung
Gerade für kreative Jobs oder Jobs, bei denen die Kommunikationsfähigkeit aufgrund von häufigem Kontakt mit Kund*innen oder Geschäftspartner*innen eine große Rolle spielt, sind innovative Videobewerbungen gern gesehen. Mit einem intelligenten und qualitativ hochwertigen Video können Sie Ihre Professionalität sowie Ihre Soft Skills unter Beweis stellen und stechen zusätzlich aus der Masse heraus. Das weckt Interesse und macht Lust auf mehr!
Außerdem zeigen Sie Ihrem potenziellen Arbeitgeber durch den Arbeitsaufwand eines Videos, dass Sie Interesse an dem Job haben. Dies trifft vor allem auf Clips zu, die direkt auf das Unternehmen zugeschnitten sind. Diese erfordern aber natürlich auch die größte Zeit- und Arbeitsinvestition.
Was sollten Sie bei Ihrer Videobewerbung beachten?
Bevor Sie Ihr Video aufnehmen, sollten Sie sich überlegen, was Sie damit vermitteln wollen. Welche Qualifikationen bringen Sie für den Job mit? Was hebt Sie von anderen Bewerber*innen ab? Wieso sind Sie besonders motiviert und was reizt Sie an dem Job? Aber Vorsicht: In der Kürze liegt die Würze! Beschränken Sie sich auf das Wesentliche und erzählen Sie nicht Ihren gesamten Lebenslauf – diesen sollten Sie nämlich weiterhin in Textform vorlegen. Die Videobewerbung soll lediglich ein kreatives Extra sein und kann und soll daher nicht Ihre schriftliche Bewerbung – dazu zählen Lebenslauf und wichtige Zeugnisse – ersetzen.
Eine bis höchstens zwei Minuten ist eine gute Länge für Ihre Videobewerbung – so haben Sie genug Zeit, um zu überzeugen, ohne dass Sie den/die Empfänger*in langweilen und riskieren, dass das Video abgebrochen wird.
Überlegen Sie Sich also vorher, was Sie sagen möchten. Das heißt: Notizen sind erlaubt, aber vermeiden Sie unbedingt, dass der Text einstudiert wirkt.
Abgesehen von den inhaltlichen Aspekten, sollten Sie sich aber auch Gedanken über eine professionelle Umsetzung des Videos machen. Denken Sie daran, dass sowohl Ihre Umgebung, als auch Ihr Auftreten und Ihre Mimik und Gestik etwas über Sie aussagen – Ihre Haltung gibt mehr über Sie preis, als Ihnen vielleicht lieb ist.
Achten Sie außerdem auf einen neutralen Hintergrund, eine gute Belichtung sowie Ton- und Bildqualität. Kleiden Sie sich außerdem dem angestrebten Job und der Unternehmenskultur entsprechend. Je nach Arbeitgeber können Jeans und T-Shirt genauso angemessen sein wie ein Kostüm oder Anzug. Vermitteln Sie mit Ihrem gesamten Auftreten, dass Sie gut in das Unternehmen passen.
Das Ziel Ihres Videos sollte es sein, Sympathie zu erzeugen, denn diese spielt bei der Auswahl– auch wenn Personaler*innen das niemals zugeben würden – immer eine Rolle und ist vielleicht fast genauso wichtig wie Ihre Qualifikation.
Achten Sie auf einen roten Faden und eine gute Struktur des Videos. Der/die Betrachter*in sollte am Ende das Gefühl haben, dass Sie wie für die Stelle geschaffen sind. Beenden Sie Ihr Video außerdem mit einem Call to Action, also zum Beispiel der Aufforderung zur Einladung zum Bewerbungsgespräch.
Wie verschickt man eine Videobewerbung?
Je nachdem, wie der Bewerbungsprozess abläuft – ob als standardisiertes Online-Verfahren oder als Initiativbewerbung per Mail – ergeben sich andere Möglichkeiten Ihr Video zu versenden.
Bewerbungen per Post sollten Sie generell vermeiden, da diese heutzutage – vor allem bei begehrten Jobs mit vielen Bewerbungen – nicht berücksichtigt werden. Wenn Sie Ihre Bewerbung über ein Online-Portal einreichen und nicht die Möglichkeit besteht eine Datei anzuhängen, können Sie einen Link zum Video erstellen. Erläutern Sie aber unbedingt, was dahintersteckt, ansonsten riskieren Sie, dass der Link nicht angeklickt wird.
Wann ist eine Videobewerbung nicht das Richtige für Sie?
Wie bereits angesprochen, profitieren selbstbewusste und rhetorisch begabte Menschen besonders von Videobewerbungen. Falls das nicht auf Sie zutrifft oder Sie kamerascheu sind, ist eine Videobewerbung womöglich nicht das Richtige für Sie. Dennoch kann der Auftritt vor der Kamera geübt werden – und was, wenn nicht Ihr Traumjob könnte eine bessere Motivation dafür sein?